Erstellt am: Dienstag, 7. April 2009
Kürzlich im Kino: Hilde
Die Lebensgeschichte der Hildegard Knef in Anlehnung an ihr Buch „Der geschenkte Gaul“. In der Hauptrolle: Heike Makatsch, die für diesen Film einige der bekannten Knef-Lieder neu aufgenommen hat. Diese sind auch als Soundtrack erschienen.

Story:
Der Film beginnt in den letzten Kriegsjahren in Deutschland: Hilde will Schauspielerin werden und geht deshalb in Berlin in Babelsberg an die Schauspielschule. Hier beginnt sie eine Affäre mit einem Nazitreuen Filmkritiker. Zum Ende des Kriegs geht sie mit ihm an die Front, wird auf der Flucht gefasst und von ihm getrennt.
Nach Ende des Kriegs hat sie Schwierigkeiten, wieder als Schauspielerin zu arbeiten, wegen der vorigen Affäre. Als sie aber doch wieder eine Auftrittsgenehmigung bekommt, geht’s aufwärts: Erst kleine Bühnenrollen, dann Hauptrollen, erste Filme, die große Erfolge werden und schließlich ein Angebot aus Amerika, sie folgt dem Ruf mit ihrem ersten Ehemann, bekommt einen 7-Jahresvertrag, aber in der Zeit statt guter Rollen nur ein gutes Gehalt. Sie kehrt zurück nach Deutschland, wo man sie erstmal nicht will, besonders nach dem kritisch bewerteten Film „Die Sünderin“ und trennt sich von ihrem ersten Ehemann. Sie flüchtet zurück nach Amerika, wo sie erfolgreich wird, unter anderem mit ihren ersten Liedern.
Schließlich kommt sie doch wieder zurück nach Deutschland, wo sie einen Kollegen zum zweiten Ehemann nimmt, und fleißig Lieder aufnimmt und weniger schauspielert. Der Film endet mit dem Auftritt in Berlin am Todestag eines guten Freundes und Produzenten.

Aufbau:
Wie alle Biopics (Filme mit dem realen Leben einer Person als Hintergrund) wirkt der Film zeitweise episodisch. Das Problem wurde elegant zu einer Tugend, indem zwischen großen Abschnitten Liedzitate gesetzt wurden, die das gezeigte Kapitel gut umreißen.
Der Film erzählt Hildegard Knefs Geschichte in Rückblenden ausgehend von ihrer Vorbereitung auf ihr erstes großes Konzert in Berlin. Die letzte Lebenssequenz allerdings ist dann ab diesem Vorbereitungsmoment bis zur tatsächlichen Aufführung.

Darsteller:
Heike Makatsch spielt alle an die Wand. Nicht nur aufgrund der Tatsache dass sie die Hauptfigur ist, sondern auch, weil man ihr ihre Rolle voll und ganz abnimmt. Im Rahmen der Tatsache, dass der Film eine subjektive Fiktion ist. Immerhin ist er basierend auf der Autobiographie Hildes erstellt worden. Denn manche Themen möchte man gerne tiefer hinterfragen, wie zum Beispiel die Frage, wie viel oder wenig sie nun tatsächlich von der Filmproduktionsmaschinerie der Nazis verstand.
Überraschend gut ist Roger Cicero als Musiker, der Hilde nach dem Krieg wieder auf die Bühne holt.

Fotographie - Ausstattung:
Der Film ist in schlichten Bildern gehalten, wenig Aufregendes auf der Ebene. Die Ausstattung schafft es meist ein glaubwürdiges Bild des aktuellen Zeitrahmens zu zeichnen.

Musik:
Wunderschöne Interpretationen Makatsch’s. Obwohl es ihr gelungen ist, das kehlige singen der Knef hinzubekommen, fehlt ihrer Stimme die Rauhheit die charakteristisch ist für Hildegard. Besonders auffällig ist auch, dass ihr ein wenig Volumen fehlt, wenn sie „Für mich solls rote Rosen regnen“ singt. Aber andere Lieder wie „Ich bauch Tapetenwechsel“ oder „Lass mich bei Dir sein“ gelingen ihr sehr gut und sehr elegant zu interpretieren.

Gesamteindruck:
Schöner Film, der nicht zu einem Klassiker werden wird. Ob man ihn im Kino guckt, auf DVD oder im Fernsehen wird nicht viel unterschied machen. Er ist nett anzuschauen, ohne aufzuregen oder zu provozieren. N bisschen viel nackte Haut am Anfang für einen solchen Film, was ironischerweise im Umfeld der Dreharbeiten zu „Die Sünderin“ im Film nicht mehr thematisiert wird - was besonders jüngeren Zuschauern wahrscheinlich die Schwierigkeit bereiten wird, zu verstehen, warum der Film damals so ein Problem darstellte. Wobei das Euthanasiemotiv in „Die Sünderin“ nichtmal angesprochen wird.
Also insgesamt ein eleganter Unterhaltungsfilm, der kritischen Themen ausweicht und eben eher versucht eine nette Geschichte zu erzählen. Das aber eben äußerst angenehm.

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